likeUm es vorweg zu nehmen und den selbsternannten Dann-schauen-wir-mal-wie-schlecht-der Laden-jetzt-ist-Kritikern zu sagen, das Tristán ist kurz nach dem Weggang von Gerhard Schwaiger ebenso gut, wie zuvor auch. Geschmacklos ist weder das Essen, noch der Service, noch das Ambiente, höchstens die wenig wertschätzenden Pseudokritiker.

Auf den Blickwinkel und die Erwartungshaltung kommt es an. Letztere ist mitunter bei Restaurants mit Stern oder mit einem Sternekoch in etwa so weit entfernt wie der nächtliche Sternehimmel über Mallorca vom Betrachter – leicht überhöht würde ich sagen. Wer glaubt, daß die Qualität ausschließlich vom Meister himself abhängt, verkennt die notwendige Qualität des gesamten Teams und dessen Leistungen, insbesondere in diesem Fall. Die gesamte Mannschaft ist noch an Board; warum sollte es also einen Qualitätsverlust gegeben haben?

Wer in Deutschland oder auf Mallorca in ein Sternerestaurant oder ein Restaurant eines Fernsehkochs pilgert, um diesen selber in der Küche zu erleben oder von ihm gar die Hand geschüttelt zu bekommen, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann. Ohne ein verläßliches Küchenteam könnte der Chef wohl kaum mehrere Restaurants, möglicherweise auch noch eine Kochschule betreiben und gleichzeitig für einen TV-Kanal omnipresent sein.

Befreundete Köche, wie Servicepersonal berichten mir zunehmen häufiger von Kunden, die sich erst den Bauch vollschlagen und dann zum dezidierten Kritisieren übergehen. In der Erwartung scheinbar das Essen oder Getränke, am besten beides, auf Kosten des Hauses bezahlt zu bekommen. Das Mallorca Magazin berichtete jüngst über eine Dame, die selbst vor unverschämter Kritik bei den Bewertungsportalen nicht zurückschreckte. Nur hatte diese in diesem Fall die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die kritisierte Köchin griff zur Feder, sie haute eher in die Tasten und veröffentliche ihre Sichtweise der Dinge. Es wurde peinlich für die Kritikerin, die postwendend ihren Eintrag löschte.

Zurück zum Tristán, wo wir einen genussvollen, entspannten und ausgesprochen angenehmen Abend verlebt haben. Aufmerksamer Service und gute Weinberatung, u.a. durch Melina sowie das Urgestein im Team, die Restaurantleiterin Susanne Wibbeke, rundeten unser á la Carte Menü wohltuend ab. Wir hatten Gaumenfreuden an einer Fenchelsuppe mit pochiertem Ei und Sommertrüffel, respektive Tatar vom Lachs und Avocado mit Kräutersalat, gefolgt von einem vorzüglichen Steinbutt in der Salzkruste mit Tomaten- Mozzarella Ravioli und Basilikumsauce. Dieser war, wie er sein sollte, frisch, glänzend und mit festem, zartem Fleisch. Zum krönenden Abschluß kamen wir in den Genuss eines Mango Sorbets, welches wohlwollend in die Magenlücken fließen konnte und auch noch Raum für einen Mar de Frades Orujo de Herbas ließ. Begleitet wurden die drei Gänge durch einen Mortix Blanc 2014 von der Bodega Mortix (im Tramuntana, zw. Soller und Pollenca, nähe Lluc gelegen).

Unser Fazit: Wir empfehlen das Tristan auch ohne Schwaiger gerne weiter. Wir kommen wieder, keine Frage.