Santa Catalina & Es Jonquet
Seit Jahren der pulsierende und scheinbar bunteste Stadtteil Palmas. Gelegen am Rande der Innenstadt und oberhalb des Fischerrei-Hafens treffen sich Mallorquiner, Residenten und einige wenige Individual-Touristen in Santa Catalina auf einen Cafe Solo, einen Vino oder ein Caña und natürlich zum Plauschen. Insbesondere die Bars und Cafes rund um die kleine Markthalle sind beliebte Plätze zum People-Watching, zum Sonnetanken oder Zeitunglesen.
Hier geht es eher beschaulich und ruhig zu. Parkplätze sind bis 14:00h, bis der Mercat Santa Catalina offiziell schließt, nicht ganz so leicht zu bekommen, gleiches gilt im übrigen auch für einen sonnigen Platz vor einem der Cafes, dennoch verspürt man die in Deutschland übliche Hektik werder bei der Parkplatz-, noch bei der Sitzplatzsuche. Eine Lücke, ein Plätzchen findet sich immer. Spätestens beim Einparken erkennt der kundige Beobachter, wer neu in der Stadt und wer ein alter Hase ist; letztere haben in der Regel Autos, denen man ansieht, daß sie weniger Staussymbol als Fortbewegungsmittel sind – Stoßstangenfahren ist normal und immer wieder interessant zu beobachten. Ein Ruck hier, ein Ruck da und schon paßt es.
Ich bin gerne auf einen Cafe Solo bei den Schwedinnen (El Perrito); hier stimmen Atmosphäre, Getränke und Speisen. Lediglich mit der Sonnen ist es ein wenig bescheiden auf den wenigen Plätzen an der Straße. Aber darauf haben die netten Damen nun keinen Einfluß. Genau gegenüber befindet sich eine französische Bäckerei La Madeleine de Proust, die in deutschem Beitz ist und auch die Schweden mit Backwaren versorgen – das nennen ich mal internationales Miteinander. Regelmäßig sieht man hier eine der Damen mit einem leeren Korb die Straße überqueren und mit einem vollen wieder das Cafe betreten. Auch in und vor der Bäckerei läßt es sich gut sitzen, einen Cafe con leche genießen und eine Zeitung oder ein Buch lesen. Wobei das Ablenkungspotential extrem hoch ist; Augen und Ohren sind schon mal ganz schnell woanders. Beide Lokale befinden sich gegenüber von einem der Haupteingänge zur Markthalle.
Wer gerne ausgefallene Biere trinkt, wird an der nächsten Seitenstraße sein Paradies im del Món finden. Vielleicht sollten Sie sich jedoch zuvor in der gegenüberliegenden Markthalle ein wenig stärken; eine kleine Grundlage schadet nie. Wenn man überhaupt von Nachteil sprechen kann, dann ist es der, daß Sie Ihr Bierchen nur im Laden trinken können. Ihr Vorteil, hier ist es angenehm kühl und Sie werden erfahrungsgemäß im stehen nicht zuviel trinken.
In der Makthalle habe ich zwei Lieblingsplätze. Doch zuvor noch ein Tip meinerseits. Sollten Sie noch nicht in diesem kleinen Tempel der Genüsse gewesen sein, drehen Sie bitte eine oder auch zwei Runden durch die Halle, um die Gerüche, die Aromen, die Geräuschkulisse, das Warenangebot und einfach die Atmosphäre aufzusaugen. Auch, wenn Sie kein spanisch sprechen, kaufen Sie ruhig mal etwas Obst oder Gemüse ein. Nicht nur, daß es ein Erlebnis ist, vielmehr werden Ihre Geschmacks- und Geruchsnerven Obst und Gemüse zu riechen bekommen, was frisch ist und nicht unreif um den halben Erdball geflogen wurden. Hier schmecken Organgen wirklich nach Orangen, Bananen entfalten ein Aroma und eine feine Süße, die wir in Good Old Germany schon nicht mehr kennen.
Der Klassiker in der Markthalle befindet sich direkt an einem Eingang und ist auch nach 14:00h gut besucht. Auf zwei Gangseiten verteilt bietet seit Jahren die Bar „Joan Frau“ einen authenitischen Rahmen, um als Treffpunkt für überwiegend einheimisches Publikum zu dienen. Wie bei der Geräuschkulisse und Enge, die hier meistens herrscht, empfinde ich es auch nach Jahren noch als Höchstleistung, daß die Servicekräfte jeden Wunsch mitbekommen, sie scheinen im warsten Sinne des Wortes jeden Wunsch von den Lippen ablesen zu können. Trauen Sie sich ruhig, schreien Sie ruhig mal dazwischen und teilen Ihre Bestellung mit – Sie werden sehen, es klappt An den Tagen, an denen es Palella gibt ist es empfehlenswert nicht nur einen strategisch guten Platz, sondern auch Schnelligkeit und Stimmeskraft zu haben. Bringen Sie diese Eigenschaften nicht mit, ist die große Pfanne schneller vor Ihren Augen verteilt, als Sie auch nur den Mund aufmachen können. Sollten Sie einen Teller mit Paella bekommen haben, danken Sie Gott oder schätzen sich zumindest glücklich.
Genau am gegenüberliegenden Eingang befindet sich mein zweiter Favorit im Mercat Santa Catalina. Nicht rustikal sondern modern und frisch geht es hier zu. Frische ist auch das, was Ihnen sofort ins Auge fallen wird, wenn Sie einen Platz in der Sushi Bar „arume“ ergattert haben. Anders als in der großen Markthalle Es Olivar, die seit der Sanierung deutlich mondäner und aufgeräumter daher kommt und seit dem auch mehrere chicke Sushi Bars hat, können Sie die kleinen Fischhappen nicht hinter Glas in der Auslage bestaunen. Ja, Nachteile hat das Arume-Konzept, weil der Unkundige und weniger experimentierfreudige Sushi-Genießer seine Gaumenfreuden nicht zuvor in Augenschein nehmen kann. Der Sushi-Neuling kommt so vielleicht auch nicht auf den Appetit. Alle die sich jedoch über diese Kleinigkeit hinwegsetzten können, werden durch frische, individuelle Zubereitung und wunderbare Aromen belohnt. Der ausgesprochen liebevolle und freundliche Service ist eine Einladung sich genussvoll einzurichten und mit allen Sinnen die Atmosphäre, die Augenfreuden und die folgenden Gaumenfreuden zu genießen. Mein ganz persönlicher Tip: Probieren Sie sich durch die Karte, es lohnt sich. Aber Achtung, es besteht die Gefahr von Gaumenorgasmen. Haben Sie ein Plätzchen an der Barseite zum Eingang erhalten, kommen Sie zusäztlich noch in den Genuss einem der Köche beim Zubereiten der Sushi zuschauen zu können. Seit ich Augenzeuge meiner persönlichen Bestellung war, gibt es für mich in Palma in Punkto Frische und Geschmack keinen besseren Sushi-Laden.
Nach soviel Sinnesfreuden empfehle ich einen kleinen Spaziergang in das Mühlenviertel Es Jonquet.. Am Rande von Santa Catania gelegen, eingerahmt von der Av. Argentina und dem Paseo Maritimo, bietet sich ein wunderschöner Blick auf den Fischerei- und angrenzenden Yachthafen. Für die Motivsuchenden ist das Viertel mit seinen pitorresken Häusern, Mühlen und Aussichten viele Klicks auf den Auslöser wert. Sollte nach diesem kleinen Spaziergang schon wieder Platz für ein Getränk, welcher Art auch immer sein, so lassen Sie sich in der Bar Cuba nieder und beobachten das Treiben auf der Straße.
Genuss mit allen Sinnen per pedes.
One thought on “Genießer Tour Santa Catalina, Palma”
Comments are closed.